29. Tag – 28. Etappe (Tricastella – Sarria)

Unsere heutige Etappe von Tricastella nach Sarria ist ein Spaziergang durch Galizien. 17 Kilometer mit nur einer Erhebung bei wunderschönem Wetter und atemberaubender Landschaft.

Im Verhältnis zu den Bergdörfern der letzten Tage ist Sarria eine Großstadt. Neben der historischen Altstadt findet man hier alles was man zum Leben benötigt.

Ab heute gilt es, mindestens zwei Stempel ins Credencial eintragen zu lassen, um am Ende auch die Compostela zu erhalten, denn – ab morgen befinden wir uns tatsächlich nur noch 111 Kilometer von Santiago entfernt. Die letzten 100 Kilometer müssen nämlich mit mindestens 2-3 Stempeln nachgewiesen werden.

Fazit des Tages: Irgendwie kommt schon ein bisschen Wehmut auf, dass wir bald unser Ziel erreicht haben.

 

 

 

28. Tag – 27. Etappe (Las Herrerias Hospital Inglés – Tricastella)

Da heute eine 32 Kilometer Bergetappe vor uns liegt, wollen wir möglichst noch vor der großen Hitze am Mittag oben auf der Bergspitze angekommen sein.

Mit Kopflampe und unseren modernen Wanderstäben bewaffnet machen wir uns also im Morgengrauen auf, um den vorletzten Gipfel vor Santiago zu erstürmen. Das Dach des Caminos haben wir ja bereits ein paar Tage zuvor mit dem Erreichen des Cruz de Ferro bezwungen, was also soll uns bitte erwarten …

Bereits kurz hinter „unserem Dorf“ beginnt dann aber bereits ein Mörderaufstieg – gut das es dunkel ist und wir nicht die gesamte vor uns liegende Wegstrecke ausgeleuchtet bekommen …

Die gerade verlaufenden Teilstücke geben uns dann nicht nur einen Moment zum Verschnaufen, sondern bieten uns auch einen superschönen Sonnenaufgang.

Nach 12 Kilometern und einem letzten Teilstück, welches so steil ist, dass wir nur zentimetergroße Schritte machen können, haben wir es endlich geschafft – wir sind oben.

Wir blicken fasziniert auf die Bergwelt Galiziens und machen uns dann an einen sehr steilen aber durchaus machbaren Abstieg. Galizien ist sehr landwirtschaftlich geprägt und so finden wir uns das eine oder andere Mal an diesem Nachmittag inmitten einer Kuhherde, die von der Weide in den Stall zum Melken getrieben wird.

Unser heutiges Etappenziel Tricastella ist auch wieder ein Bergdorf im Irgendwo. Wobei irgendwo relativ ist. Mit dem Auto wäre man in knapp 1,5 Stunden in Santiago de Compostela.

Fazit des Tages: Wir haben unser Ziel fast erreicht – unter 200 Kilometer – es ist nicht zu glauben…

27. Tag – 26. Etappe (Villafranca del Bierzol – Las Herrerias Hospital Inglés)

Mit unserer heutigen Etappe nehmen wir Anlauf zur letzten Bergetappe des Camino, die wir morgen früh ausgeruht in Angriff nehmen wollen.

Las Herrerias Hospital Inglés, so heißt der Ort unseres heutigen Etappenziels. Niemals vorher haben wir von der Existenz dieses Ortes gehört aber es lohnt sich, dieses Fleckchen Erde einmal besucht zu haben. Von Bergen umgeben liegt dieses kleine Dorf direkt am Camino. Natur pur, hier findet uns sicher niemand.

Fazit des Tages: Es gibt sie noch, die unberührte Natur.

26. Tag – 25. Etappe (Ponferrada – Villafranca del Bierzo)

Unsere heutige Etappe von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo führt uns durch die Weinberge der Region Bierzo. Um diese Jahreszeit eine unglaublich bunte Landschaft, denn auch hier in Spanien wird es langsam herbstlich – allerdings mit dem Unterschied, dass die Sonne weiterhin mit unerbittlichen 27 Grad vom Himmel brennt.

Villafranca, ebenfalls ein wunderschönes Städtchen mit historischer Altstadt und einer Vielzahl an Bars, Restaurants und Geschäften.

Fazit des Tages: Schön, dass das Wetter so ist wie es ist.

25. Tag – 24. Etappe (Foncebadón – Ponferrada)

Jeder der sich auf seinen Camino begibt, sollte einen Sonnenaufgang am Cruz de Ferro erleben. Nicht nur, dass der Wechsel von der Nacht zum Tag das Cruz in ein ganz besonderes Licht taucht, auch die Stille, die diesen Ort umgibt, ist zu dieser Tageszeit noch einzigartig. Spätestens zum zweiten Frühstück kommen die Luxuspilger im Fernreisebus angerauscht.

Besonders berührend ist zu sehen, welche Gegenstände Pilger aus aller Welt am Cruz zurücklassen, verbunden mit unterschiedlichen Wünschen und Hoffnungen.

Das Cruz de Ferro zu passieren ist sicherlich mit einer der emotionalsten Momente auf dem gesamten Camino.

Sehr schnell ist man nach den emotionalen Momenten am Cruz allerdings wieder in der Realität angekommen. Die Kilometer, die man an den Vortagen mühsam bergauf gelaufen ist, muss man schließlich auch wieder hinunter. Grundsätzlich kein Problem und bergab hört sich erst einmal entspannt an. Leider steht nirgends geschrieben, dass man stundenlang wie eine Bergziege über Felsen springen muss. Uns ist es zeitweise wirklich ein Rätsel, wie wirklich alte Menschen, Knie- und/oder Fußkranke, diesen Abstieg bewältigen wollen.

Belohnt werden wir am Ende mit dem Städtchen Ponferrada, das eine Vielzahl an historischen Bauwerken zu  bieten hat. Wer sich für diese interessiert, liest sich bitte im Internet schlau. Wir sind zu erschlagen, um auch nur noch einen Kieselstein zu überwinden.

Fazit des Tages: Wir haben heute keines mehr

 

24. Tag – 23. Etappe (Murias del Rechivaldo – Foncebadón)

Heute machen wir uns auf, das „Dach des Caminos“ zu erklimmen. Ein besonderes Ereignis dabei soll sein, am Cruz de Ferro unseren, von zu Hause mitgebrachten Stein, abzulegen und uns damit symbolisch von all unseren Sünden zu befreien.

Wir haben uns überlegt, heute bis 2 Kilometer vor das Cruz de Ferro zu laufen, um dann morgen den Sonnenaufgang dort zu erleben.

Die heutige Etappe ist eine der schönsten Etappen auf unserem bisherigen Camino. Landschaftlich einfach umwerfend.

Dennoch sind 21 Kilometer stetig bergauf bei 27 Grad wirklich heftig und wir sind heil froh, als wir unser Etappenziel Foncebadón erreichen. Foncebadón ist ein kleines Bergdorf, welches sich offensichtlich gerade im Wiederaufbau befindet. Neben sanierten Gebäuden besteht es aus einer Vielzahl Ruinen.

(Hinweis für unsere Staffelkameraden: Phantastisches Trümmergelände mit Übernachtungsmöglichkeit und extrem schöner Aussicht.)

Fazit des Tages: Durchhalten, Durchhalten, Durchhalten

23. Tag – 22. Etappe (Villadangos del Páramo – Murias de Rechivaldo)

Nachdem wir die letzten Tage ein wenig ausgeruht haben, haben wir uns für den heutigen Tag eine etwas anspruchsvollere Etappe ausgesucht. 35 Kilometer bis hinter die Stadt Astorga, die eigentliches Etappenziel laut Reiseführer ist, um ein wenig gegen den Pilgerstrom anzulaufen und um die letzte 4-Kilometer-Strecke auszutricksen.

Die Etappe führt uns durch eine landschaftlich sehr abwechslungsreiche Gegend, wodurch das Laufen sehr viel Spaß macht. Regelmäßige Pausen, viel Trinken und auch regelmäßiges Essen in den vielen kleinen Dörfern, machen es uns leicht, auch diese Etappe durchzuhalten.

Es kommt wie es kommen musste, der heutige Motivationskiller ist ein Bahnübergang kurz vor der Stadt Astorga. 5 Stockwerke im Zickzack hinauf, 10 Meter Bahngleise überqueren und 5 Stockwerke im Zickzack wieder hinunter = 500 Meter gelaufen und ganze 10 Meter vorangekommen …

Ein wenig traurig sind wir beim Durchqueren von Astorga dann schon, nicht dort die Nacht zu verbringen, da Astorga wirklich eine wunderschöne historische Altstadt mit vielen kleinen Lokalen hat, in denen man endlich einmal etwas anderes essen könnte als Sandwich, Suppe, Salat und Hähnchenschenkel oder Minutensteak mit Pommes.

Wir trösten uns dann damit, dass wir ein wunderschön gelegenes Hostel vorgebucht haben, in welchem wir das Bad mit nur zwei weiteren Personen (!) teilen müssen und in welchem es eine Waschmaschine gibt. Zudem stellen wir uns vor, dass unsere Pilgerfreunde am kommenden Tag den Weg erst noch laufen müssen, welchen wir bereits heute gehen. Außerdem wird in zahlreichen Bewertungen das phantastische Abendessen gelobt, das Abend für Abend von den Herbergseltern selbst gekocht wird.

Leider war der Bahnübergang nicht die einzige Krux auf der heutigen Etappe. Auch für uns hat sich der Camino kurz vor dem Ziel wieder etwas ausgedacht – nämlich diese unendliche Kurverei um die Ecken, bis endlich das Etappenziel auftaucht. Die Bilder im Internet haben am Ende nicht zu viel versprochen, das Hostel ist wirklich sehr, sehr schön. Leider ist bei unserer Ankunft das Abendessen schon ausgebucht und wir werden in die Dorfkneipe verwiesen. Dort gibt es dann leider nur Sandwich, Suppe, Salat und Hähnchenschenkel oder Minutensteak mit Pommes …

Fazit des Tages: Wenigstens unsere Wäsche ist sauber.

22. Tag – 21. Etappe (Léon – Villadangos del Páramo)

Unsere heutige Etappe führt uns von Léon nach Villadangos del  Páramo oder besser von Léon zu einem Autohof irgendwo in Nordspanien. Hier verbringen wir die heutige Nacht – immer noch komfortabler als die Herbergen in Villadangos del Pàramo selbst.

Unglaublich, dass wir dann ausgerechnet auf dieser Etappe, an diesem Flecken Erde alle die Pilger wieder treffen, an die wir in den letzten Tagen häufig gedacht, die wir aber seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen haben.

Offensichtlich beenden aber nur wir unsere Etappe hier und sind blauäugig nach Reiseführer gelaufen.

Da es heute nichts Spannendes zu berichten gibt möchten wir an dieser Stelle einmal erwähnen, wie sehr sich doch unser Verhältnis zu Distanzen verändert hat.

Waren vor unserer Reise Wegstrecken von 1-2 Kilometer in jedem Fall mit dem Auto zu fahren – weil zu weit, so sind derzeit Etappen bis 20 Kilometer, kleinere Etappen, um uns mal einen Tag ein wenig auszuruhen. Etappen von 24 und 26 Kilometer noch ok. Etappen von 28 bis 30 Kilometer finden tatsächlich unsere absolute Anerkennung.

Wobei hier, egal wie lang die Strecke ist, folgendes klar differenziert werden muss:

Sind wir am Morgen noch frisch und ausgeruht, laufen sich die ersten 10 Kilometer wie von selbst. Die zweite Hälfte ist nach 2 Kilometer Motivationsphase bis 4 Kilometer vor dem Etappenziel mehr oder weniger auch nochmal schnell gelaufen. Dann beginnt die „Es-sind-nur-noch-4-Kilometer-Phase“, d. h. die Füße schmerzen, die Beinmuskeln machen zu oder der Ischias meldet sich. Außerdem stellen wir uns seit der ersten Etappe die Frage, warum uns der Weg auf den letzten paar Kilometern immer wieder herausfordern will. Entweder geht es nochmal unfassbar steil bergauf oder bergab, der Weg schlängelt sich unendlich durch die Natur und auch hinter der nächsten und übernächsten und überübernächsten Kurve liegt das Etappenziel noch immer nicht. Wenn die Sonne dann auch noch mit 27 Grad unerbittlich vom Himmel brennt und die Fliegen ihre gemeinen Attacken starten, stellt man sich mehr wie einmal die Frage, warum man am Morgen nicht den Bus genommen hat.

Fazit des Tages: Wir müssen anfangen dem Weg zu vertrauen. Es wird immer irgendwo ein Bett für uns geben.

21. Tag – 20. Etappe (Mansilla de las Mulas – Léon)

Da wir heute bis Léon auch nur 18 Kilometer zu bewältigen haben und Léon eine ausreichende Anzahl an Betten vorhält gibt es keinen Grund, bereits vor Hase und Igel aus dem Bett zu springen und loszulaufen. Gemütlich um 8:00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg nach Léon.

Auf dem Weg treffen wir dann tatsächlich noch einige weitere  Bekannte wieder, die wir bereits verloren glaubten. Wie bereits am Abend vorher mit Rosi, ist auch hier immer die Wiedersehensfreude auf beiden Seiten groß.

Wie sich herausstellt ist wieder einmal der Weg bis Léon nicht so schlimm. Die Strecke von der Stadtgrenze bis zur Innenstadt jedoch scheint unendlich anzudauern. Wenn Google Maps dann nach einer gefühlten Ewigkeit noch immer 3,3 Kilometer anzeigt, kommt der innere Zusammenbruch und man muss erst wieder über seinen Schatten springen, um die letzten Meter bis zur Unterkunft noch zu schaffen. Wie immer sieht die Welt nach einer kleinen Pause und ohne Elefant auf dem Rücken wieder rosig aus und man hat die Kraft für einen ausgiebigen Stadtbummel.

Fazit des Tages: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

 

20. Tag 19. Etappe (El Burgo Ranero – Mansilla de las Mulas)

Der Weg von El Burgo Ranero nach Mansilla de las Mullas ist so geradeaus, dass es tatsächlich nichts zu berichten gibt.

Am Abend allerdings treffen wir unsere Pilgerfreundin Rosi wieder, die wir in Burgos das letzte Mal gesehen haben. Plötzlich steht sie in der Herberge. Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß und wir haben viel zu erzählen.

Fazit des Tages: Überraschungen sind einfach schön.