9. Tag – 8. Etappe (Logroño – Nájera)

235 km sind geschafft und wir laufen noch immer. Heute ist wieder eine Etappe mit 28 km zu bewältigen. Wir sind bereits um 6:15 Uhr los, da wir wieder vor der angekündigten Hitze davonlaufen wollen. Die ersten Kilometer durch Logroño sind quasi ein Schaufensterbummel und sind schnell zurückgelegt. Dann geht es wieder in die Weinberge. Heute haben wir einige Luxuspilger zunächst hinter, später vor uns, die bei langen Etappen ihr Gepäck transportieren lassen und mit ihrem Tagesrucksäckchen (Inhalt: Banane, Wasser und Müsliriegel) fröhlich plappernd eigentlich immer nur im Weg stehen. Vor allem auf nüchternen Magen und mit der Aussicht auf den ersten Kaffee in 8 km, kann allein ihre Anwesenheit ordentlich aufs Gemüt schlagen.

(Entlang der Autobahn haben Pilger Holzkreuze in den Zaun gesteckt)

(Osborne Stier – Markenzeichen des bekannten spanischen Brandys)

(Historisches Pilgerkrankenhaus – wir haben uns kurzzeitig gefragt, ob ein Durchschreiten unsere Gebrechen lindern würde – der Zutritt ist jedoch leider nicht gestattet.)

(Rioja-Traube – Besser nicht ungewaschen von der Rebe probieren 😀)

Dennoch verläuft der Weg bis Kilometer 24 erstaunlich gut. Dann kommen die Schmerzen mit unglaublicher Wucht zurück und plötzlich geht nichts mehr. Die letzten Kilometer sind dann, wie immer, unglaublich schwer. Der Kopf weiß, dass es auf das Ende zugeht und die Füße wollen plötzlich keinen Meter weiter.

Dann der Schock – alle Herbergen ausgebucht. So müssen wir  „l e i d e r“ ins Hotel. Nach einer ausgiebigen Dusche, Abgabe der Wäsche und einem Picknik am Rio Najerilla sieht die Welt schon wieder sonnig aus und wir sind stolz, auch die zweite lange Etappe in Folge erfolgreich bewältigt zu haben.

Fazit des Tages: Auch ein Pilger darf sich ein wenig Luxus gönnen.

8. Tag – 7. Etappe (Los Acros – Logroño)

27 km liegen heute vor uns und die Etappe macht uns wirklich Angst. Bergauf, bergab und wieder keine Sekunde zum Nachdenken. Einzig und allein drehen sich die Gedanken um die eigenen körperlichen Gebrechen, die an diesem Tag besonders schlimm scheinen.

Man sagt, dass die Schmerzen nach der ersten Woche nachlassen und man anfängt, mit sich ins Reine zu kommen. Wir sind gespannt ….

Daher auch heute wieder nur ein paar Impressionen:

 

 

Fazit des Tages: Wir sind nur ko.

 

7. Tag – 6. Etappe (Estella – Los Acros)

Heute beginnen wir bereits um 6:15 Uhr unseren Weg. Für unser Etappenziel Los Arcos sind 31 Grad vorausgesagt und jeden Kilometer ohne Hitze wollen wir natürlich nutzen. Da es noch sehr früh ist, machen wir am kostenlosen Weinbrunnen der Bodegas Irache kurz hinter Estella nur einen kurzen Fotostop. Für eine Weinprobe ist es bei Weitem zu früh.

Da wir die Pyrenäen nunmehr fast gänzlich hinter uns gelassen haben, können wir auf dieser Etappe erstmals auch die Landschaft ein wenig genießen – die Tage vorher mussten wir ja höllisch auf den Weg achten um nicht zu stürzen. Die letzten 6 Kilometer vor Los Arcos sind dann wieder unfassbar schwer. Die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel, der Weg schlängelt sich schattenlos bis zum Horizont und von Los Arcos keine Spur. Jedesmal wird die Hoffnung, Los Arcos hinter der nächsten Kurve, dem nächsten Hügel zu entdecken, durch noch mehr Weg und Landschaft zerstört.

Bei Ankunft an der Herberge gilt unser erster Gedanke der Hausbesetzerszene in Hamburg – aber nun gut, wir haben keine andere Wahl. Die Herzlichkeit der Herbergseltern macht dann das Meiste wieder wett. Außerdem treffen wir viele unserer Pilgerfreunde wieder.

Los Arcos selbst ist ein herrlicher kleiner Ort mit einer wunderschönen Kathedrale, dessen prunkvolle Ausstattung selbst die Kathedrale in Pamplona weit übertrifft. Beim Abendessen mit unseren Pilgerfreunden erfahren wir viel über deren Motivation, diese Reise anzutreten. Schön ist auch, dass wir am Ende alle das gleiche Ziel haben – Santiago de Compostela zu erreichen – egal, wer oder was wir in unserem wahren Leben sind.

Fazit des Tages: Wir haben viel zu hohe Erwartungen.

6. Tag – 5. Etappe (Punta la Reina – Estella)

Da heute ein heißer Tag werden soll, sind wir pünktlich um 7:00 Uhr wieder auf dem Camino. Heute soll uns unser Weg nach Estella führen. Landschaftlich verspricht der Reiseführer einige Besonderheiten, von denen wir allerdings noch immer nichts aufnehmen können – viel zu sehr sind wir mit unseren körperlichen Schmerzen beschäftigt. Daher heute nur ein paar Impressionen und weniger Worte …

5. Tag – 4. Etappe (Pamplona – Punta la Reine)

Mit einer wortreichen und herzlichen Umarmung werden wir Pilger um 7:00 Uhr nach einem mit viel Liebe zubereiteten Frühstück von Rita und Wolfgang verabschiedet. Wir verlassen also frisch gestärkt „Paderborn“ um zu unserer 4. Etappe Richtung Punta la Reina aufzubrechen. Unser großes Zwischenziel heute ist das Monomento al Peregrino in einer Höhe von 770 Metern. Für uns bedeutet es, 290 Höhenmeter auf einem Steckenabschnitt von 2 Kilometen zu überwinden. Unerreichbar quasi, weil selbst ein niedriger Bordstein derzeit nur mit großer Willensstärke überwunden werden kann.

Im Laufe des Vormittags entwickelt sich diese Etappe allerdings zu einer der bisher schönsten Etappen. So haben wir uns den Jakobsweg eigentlich vorgestellt.

 

Fazit des Tages: Durchhalten lohnt sich.

4. Tag – 3. Etappe (Zubiri – Pamplona)

Frisch ausgeruht brechen wir auch heute um 7:00 Uhr zu unserem „Spaziergang“ nach Pamplona auf. Die Luft ist unglaublich klar und es verspricht ein wunderschöner Tag zu werden. Bereits nach der ersten Kurve steigt der Weg so extrem an, dass es einem allerdings den Tag vergruseln kann – aber, aufgeben gilt nicht, wir wollen es schließlich schaffen!

Um 8:00 Uhr war der Weg dann so ebenmäßig, dass wir uns bereits vornahmen, irgendwann den Küstenweg zu laufen. Wenn man die müden Knochen erstmal ein paar Kilometer eingelaufen hat, dann geht es.

10 km weiter hat sich ein Gefühl von Spaziergang allerdings noch immer nicht eingestellt. Gefühlte 80% Steigung gefolgt von 80% Gefälle durch meterhohes Gestrüpp – auch hier wieder der fehlende Hinweis im Reiseführer – Bitte auf dieser Etappe unbedingt eine Machete mitführen.

Um 13:30 Uhr erreichen wir dann aber unser heutiges Etappenziel – Pamplona. Wir folgen dem Hinweisschild zur Herberge „Paderborn“ und ergattern glücklicherweise noch zwei der heißbegehrten Betten, nachdem wir brav unsere Schuhe ausziehen und in ein mit Zeitungspapier ausgelegtes Regal stellen. Den Herbergseltern Rita und Wolfgang müssen wir an dieser Stelle ein großes Lob aussprechen. Mit deutscher Disziplin und einem riesengroßen Herzen, führen sie im Auftrag der Pilgerfreunde Paderborn diese Herberge und lassen niemanden der persönlich um ein Bett bittet vor der Tür stehen, auch wenn die Herberge bereits ausgebucht ist. Es passt schließlich immer noch irgendwo eine Matratze auf den Fußboden. Anders ergeht es allerdings den Pilgern, die nach 22:00 Uhr vom Feiern zurückkehren. Die bekommen eine ordentliche Ansage und müssen für jede verspätete Minute eine Flasche Wein spendieren. Uns ist es allerdings ohnedies ein Rätsel, wie man nach 25 km Fußmarsch noch feiern kann …

Pamplona selbst bietet, wenn man noch etwas „Auslaufen“ möchte, zahlreiche historische Gebäude, eine wunderschöne Kathedrale, viele Bars, Cafés und Restaurants. Selbstverständlich sollte man sich auch die Stierkampfarena und die Estafeta anschauen, die Straße, durch die alljährlich die Stiere in die Arena getrieben werden.

 

 

 

Pünktlich um 22:00 Uhr wurde dann tatsächlich abgeschlossen, das Licht gelöscht und geschlafen.

Fazit des Tages: Glaube nicht alles was man Dir erzählt – oder was im Reiseführer steht.

3. Tag – 2. Etappe (Roncesvalles – Zubiri)

Die Nacht im 40-Betten-Saal ist wider Erwarten sehr ruhig – das in den Reiseführern oft beschriebene Schnarchkonzert ist wirklich sehr erträglich.

Frisch ausgeruht brechen wir dann heute tatsächlich früh um 7:00 Uhr zur 2. Etappe auf. Der Reiseführer verspricht einen Abstieg von nur 200 Höhenmetern – quasi ein Kinderspiel. Leider wird nirgends erwähnt, das für den Abstieg eine Hochgebirgsausrüstung benötigt wird. Die kleinste Unachtsamkeit und der Hals ist hier gebrochen …

Der Weg führt uns durch viele wirklich verwunschene Wälder – landschaftlich unglaublich schön.

Bereits um 14:00 Uhr erreichen wir unser Etappenziel – Zubrini. Wir haben Glück, die von uns angelaufene Herberge ist bereits ausgebucht, die nette Dame am Empfang bietet uns aber ein Zimmer in ihrer privaten Wohnung an. Es stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um eine private Wohnung handelt, diese aber an Pilger vermietet wird und somit beziehen wir unser Zimmer in der Pilger-WG. Unsere Mitbewohner, wie könnte es anders sein, sind wieder unsere Freunde aus dem Pilgerflieger.

Die 3. Etappe verspricht morgen einen Spaziergang bis Pamplona … wir sind gespannt …