39. Tag – 38. Etappe (Finisterre – Muxia)

Unser heutiger Plan ist das Auslaufen. Wir wollen entspannt einen letzten Spaziergang bis Muxia machen, da uns viele Pilger erzählt haben, der Weg nach Muxia sei noch einmal richtig schön.

Wir machen uns also frühzeitig auf, denn der Weg ist 29 Kilometer lang und der Wettergott meint es heute auch wieder gut mit uns.

Die erste Hürde, überhaupt den richtigen Weg nach Muxia zu finden, meistern wir mit Hilfe von Slash und seinem Herrchen mit Bravour. Leider ist der Weg bis Muxia nicht wie der Camino France oder der Camino Finisterre an jeder Ecke ausgewiesen. Schön ist es aber, die beiden noch einmal wiederzusehen.

Die ersten Kilometer führen uns durch wunderschöne Waldgebiete. Fröhlich lassen wir unsere Tage auf dem Camino Revue passieren. Mit hochsteigendem Sonnenstand steigt leider auch der Weg und das Waldgebiet wird lichter, die Freiflächen sind mal wieder riesig.

Die letzte Kaffeebar kommt bereits auf Kilometer 14. Hier treffen wir dann auch unsere Pilgerfreundin Inge wieder, die den Weg in umgekehrter Reihenfolge, nämlich zunächst nach Muxia dann nach Finisterre macht. Sie malt die Schönheiten von Muxia noch einmal in den schillerndsten Farben aus, so dass wir tatsächlich hochmotiviert zu unserem letzten Etappenabschnitt aufbrechen.

Aufgrund der Hitze und der wirklich steilen Anstiege ist die Luft jedoch schnell wieder raus und wir kommen nur langsam auf den allerletzten Kilometern voran. Der Abstieg nach Muxia letztendlich gibt uns dann den Rest und wir beneiden sicher nicht die Pilger, die den Weg in umgekehrter Reihenfolge wie Inge wählen.

Endlich an der Herberge angekommen steht für uns fest, dass unsere Wanderschuhe nun wirklich eine Pause verdient haben. 917 Kilometer sind eine Strecke, auf die wir mächtig stolz sein können.

Muxia selbst ist in jedem Fall eine Reise wert. Weniger überlaufen bietet es noch einmal Gelegenheit, den Weg auch gedanklich abzuschließen.

Fazit des Tages: Wir müssen die 1.000 Kilometer nicht vollmachen.

 

38. Tag – 37. Etappe (Cee – Finisterre)

Unser Weg von Cee nach Finisterre führt uns entlang der Küste. Ein Weg zum genießen. Die letzten Kilometer laufen wir entlang des breiten Sandstrandes. Ein tolles Gefühl, fast am Ziel angekommen zu sein.

Im Stadtzentrum treffen wir viele unserer Pilgerfreunde, die vor uns bereits in Finisterre angekommen sind. Sie haben ihre Rucksäcke bereits abgegeben und stehen an für die Finisterana (analog zur Compostela). Für uns kommt das aber nicht in Frage, wir wollen unbedingt mit kompletter Pilgerausrüstung zum historischen Ende der Welt und zum Kilometerstein Null.

So machen wir uns also auf und quälen uns Kilometer für Kilometer hoch bis zum Ziel. Wie können wir nur annehmen, dass das Ende der Welt in Höhe des Meeresspiegels liegt? Am Kilometerstein Null fällt dann erst einmal die gesamte Anspannung der letzten Wochen von uns ab. Wir haben es tatsächlich geschafft. 888 Kilometer zu Fuß bis zum historischen Ende der Welt – UNGLAUBLICH 😊😊😊.

Das Ankommen am Kap Finisterre ist für uns gefühlt das finale Ankommen im Rahmen unserer Pilgerreise. Die kleinen Rituale der Pilger (Verbrennen von Kleidung, Sonnenuntergang am Kap und Baden im Atlantik) wollen wir nachholen, wenn wir im Wege unserer Rückreise von Muxia wieder in Finisterre sind.

Zurück in der Stadt lassen wir uns natürlich auch die Finisterana ausstellen und gehen dann im Hafen richtig schön essen.

Fazit des Tages: Wir sind einfach nur stolz.

37. Tag – 36. Etappe (Oliveireo – Cee)

Da wir uns gestern entschlossen haben, die eigentliche Etappe nach Finisterre noch einmal zu unterbrechen und heute nur 20 Kilometer bis Cee zu laufen, lassen wir den Tag erst einmal langsam angehen und frühstücken gemütlich. Dann machen wir uns also auf in Richtung Cee. 20 Kilometer, kein Grund zur Eile und eine phantastische Wetterprognose machen unsere heutige Etappe zu einem wahren Spaziergang.

Morgens in den Bergen lernen wir unsere Pilgerfreundin Inge kennen, die uns als alter Pilgerhase allerhand nützliche Tipps für Finisterre und Muxia gibt.

Der Weg ist landschaftlich wieder einmal wunderschön grün, dennoch erwarten wir hinter jeder Anhöhe den ersehnten Blick auf den Atlantik. Bis wir den Atlantik sehen dürfen, soll allerdings noch einige Zeit vergehen. Zunächst kommt das übliche Spiel des Weges: Anlauf nehmen, Abstieg, dann der Anstieg, eine Kurve, weiterer Anstieg, wieder Kurve und noch ein Anstieg – kaum zu glauben, das Cee am Atlantik liegt. Dann – ganz plötzlich ist er da – der Atlantik.

Der Moment, als wir den Atlantik sehen, ist schon ein bisschen unwirklich. Nach all den Tagen, dem Weg, den An- und Abstiegen sind wir wirklich am Atlantik. Na ja, es folgt erst noch ein Abstieg der es in sich hat und unsere volle Aufmerksamkeit fordert aber dann sind wir wirklich am Atlantik.

Nachdem wir unsere Rucksäcke in unserer Unterkunft abgelegt haben, können wir es natürlich kaum erwarten zum Strand zu gelangen. Dort treffen wir dann auch Slash wieder, der mit seinem Herrchen den Camino von Santiago nach Muxia pilgert. Slash entspannt nach einem üppigen Lunch auf seiner Decke am Strand. Wir haben die beiden bereits auf den beiden ersten Etappen immer mal wieder vor uns und ziehen den Hut vor der Laufleistung der beiden.

Nach einem Essen, einem Stadtbummel und unseren täglichen kleinen Einkäufen gehen wir früh schlafen, damit wir für unser großes Finale ausgeschlafen sind.

Fazit des Tages: Wir vermissen unsere beiden Jungs.

36. Tag – 35. Etappe (Négeira – Oliveireo)

Der heutige Tag ist die Hölle – 37 Kilometer bei gleißender Hitze, kaum Schatten, viel Aspalt, entlang an unzähligen Kuhställen verbunden mit entsprechendem Gestank und einer Invasion an Fliegen, gegen die jede Art von Insektenschutzmittel machtlos ist sowie einem Anstieg, der den Pyrenäen schon sehr ähnlich kommt.

Zuerst haben wir gedacht, dass die uns vorauslaufenden Pilger sich verlaufen haben müssen – leider ist dem nicht so. Also schleichen auch wir mal wieder keuchend den Berg hoch. Oben angekommen werden wir dann mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt – ein Blick auf die Karte dämpft unsere Euphorie allerdings sofort wieder – denn, es sind immer noch 8 Kilometer zu laufen.

Wenn auch mit schmerzenden Füßen, so schaffen wir aber auch diese Etappe. In der Herberge angekommen, verhilft uns die Dusche wieder dazu unsere Lebensgeister zu wecken.

Offensichtlich erging es nicht nur uns so denn, viele Mitpilger geben an diesem Abend auf und werden am nächsten Tag mit dem Taxi weiter fahren. Einige haben, so wie wir auch, entschieden, die nächste Etappe noch einmal zu teilen und anstatt der geplanten 34 Kilometer lieber zwei Etappen zu laufen.

Die beiden hochmotivierten Damen vom Vorabend müssen sich übrigens erst einmal medizinisch versorgen lassen, sonst kommen sie morgen nicht einen Schritt weiter.

Fazit des Tages: Manchmal muss man einfach vernünftig sein.